„Es ist ein harter Job, aber irgendjemand muss ihn erledigen!“

Ein Gespräch mit Dr. Martin Simmel im Magazin des Verbands Deut-scher Werkzeug und Formen-bauer e.V.:
Thematisiert wird unter anderem, wie wir Belastungen erkennen, verstehen und wirksam bewältigen, ob es dabei eine berufliche und eine private Seite gibt, ob es auch „guten“ Stress gibt und wie wir eine erlernte Hilflosigkeit vermeiden können.

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Neuigkeiten

Der iGMS Gesundheitstag

Die Überzeugung, dass die Menschen im Unternehmen die wertvollste Ressource sind und die damit verbundene Verantwortung, ist die Grundlage dieses Konzepts!  ​ Diese Woche waren wir zu Gast beim Landratsamt Regensburg. Im Kurzvortrag „Hand aufs Herz“ wurden wichtige Fragen gestellt und beantwortet:​ Wie gut regenerieren Sie?​ Können Sie das „messen“?​ Welche biologischen Kennzahlen nutzt der Profi zur Bewertung?​ Was können Sie selbst konkret […]

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Ein Pressebericht von Annette Schmidt und Dr. Catherine Kempf – 20 Jahre Sommerakademie des ZFZ in Ludwigsburg

20 Jahre Sommerakademie 2013 – „Wenn’s drauf ankommt …“ Auftakt in ein neues Zeitalter!

Ja, ja, jaaa – Prof. Einwag hat es drauf ankommen lassen! Mit anders artigen, überraschenden, ungewohnten und an die fachliche Substanz gehenden Themen wurde die diesjährige Jubiläums-Sommerakademie ihrem außergewöhnlichen Renomee vollstens gerecht. Wunderbar. Endlich mal Fundiertes für die Zukunft, für die persönliche Einstellung, für den täglichen Biss in der Praxis. Jahrelang geträumte Visionen wurden formuliert, ausgesprochen und auf den Punkt gebracht.

In diesem Jahr war „alles“ anders. Wann haben Sie sich zu Beginn eines Kongresses mit Lieder wie „Die Gedanken sind frei“ in die richtige Stimmung gesungen? Wurden dirigiert von Gotthilf Fischer sowie auf dem Flügel von Thomas Preiß begleitet?

Das machte den Unterschied, „Wenn´s drauf an kommt…“. Die vielen neuen Gedanken, Ideen und Inspirationen, die gehört und verinnerlicht wurden. Einfach genial! Zum richtigen Zeitpunkt! In der richtigen Zeit!

 

Thomas Lurz: Grenzen sprengen!

Deutschlands erfolgreichster Schwimmer formulierte eine klare Botschaft: „Ich bin nicht nur geschwommen, weil Schwimmen so toll ist. Der Team- und Leistungsgedanke waren es, die die Motivation zum Training zu gehen ausmachten.“

Die Zielorientierung kam deutlich zum Ausdruck. Als kleiner Junge war es genial, mit einer Medaille um den Hals heim zu kommen. In der Schule motivierten Zensuren und Zukunftsziele. Das Ziel im Fokus, keine Ausreden zulassend – so ist der Weg zum persönlichen Erfolg!

Mit spannenden Episoden aus seinem Leben verdeutlichte Herr Lurz, dass Höhen und Tiefen nebeneinander standen und schnelle Entscheidungen oftmals gefordert wurde. Und, dass nur eines zählte: Alles zu geben, nie aufzugeben!

Wie übertragen wir dieses auf die Zahnarztpraxis? Es gibt das „Glück des Tüchtigen“! Ehrgeiz und Disziplin – und Sie kennen das alle: „harte“ Arbeit, kontinuierliches Training, Anpassungsfähigkeit und -bereitschaft, kein Wenn und kein Aber!

Wir sind täglich herausgefordert: Unser „Lohn“ ist keine Medaille. Unser Lohn ist das Lob, das Patienten-Lächeln, der persönliche Handschlag, das wachsende Vertrauensverhältnis, die kollegiale Zusammenarbeit, die Abwechslung, die Weiterentwicklung, die Zukunftsperspektiven,…

Zum Schluss gab es Tipps für die Praxis-InhaberInnen:

Jeder sollte seine Anreize für die tägliche Arbeit kennen. Und … ein guter „Trainer“, die Chefs müssen das Ziel motivierend planen: spezifisch, messbar, anspruchsvoll, realistisch und terminiert.

 

Prof. Dr. Fargel: Professionelles Karrieremanagement – Erfolgreich werden durch den Aufbau einer persönlichen Karriere-USP

Wer konnte mit diesem Titel spontan eine Verbindung zu unserem Alltag herstellen? Eine Professorin in weiß, nicht im Kittel, sondern im Kleid?

Uns überraschte die Quotenfrau in der Referenten-Liste, Frau Prof. Fargel, die jüngste deutsche BWL-Professorin, eine Managerin eines DAX-30-Unternehmens. Die Spannung stieg.

Sie stellte direkt eine rhetorische Frage: „Wie entstehen erfolgreiche Karrieren?“ Und antwortete selbst: „Die Anatomie herausragender Leistungen ist immer gleich, unabhängig von der Profession.“ Und damit waren wir im Boot.

Das Kopfkino war angeknipst: Was will ich? Wie ist mein eigener Weg zu entdecken? Mit welchem Traum will ich starten?

Laut Frau Prof. Fargel bedeutet Erfolg „aufblühen“. Statt Wasser und Dünger brauchen wir Leistungspotenzial und Leidenschaft. Geschmückt mit besonderem Wiedererkennungsmerkmal können wir uns einzigartig (USP Unique Selling Proposition) machen. Fragen, die helfen: Wo ist meine Nische, die für mich den Sinn ausmacht, wo sind meine Stärken, Interessen und wie kann ich meine Werte einbringen? Wie kann ich ein herausstechendes, nicht leicht kopierbares Profil entwickeln? Wie lerne ich den Mut zur Andersartigkeit?

Damit beginnt die persönliche Karriere: Die Komfortzone wird verlassen, die Notwendigkeit der Differenzierung ist umzusetzen.

Und jeder im Saal nickte: Eine tolle Inspiration und Motivation über den eigenen Weg, Erfolg und die Ziele nachzudenken.

 

Reinhold Werthmann: Mitarbeiterführung, Mitarbeiter finden – Mitarbeiter binden

Themenwechsel: „Erfolgsfaktor Personal“ – unser Titel…

Wie schnell kamen wir wieder in der Realität an? Fachkräftemangel aufgrund des demographischen Wandels wird es geben – langfristig bewerben sich Angestellte nicht mehr bei den Praxen, sondern die PraxisinhaberInnen „umwerben“ diese.

Und so liegt es auf der Hand laut Herrn Werthmann, frühzeitig in das Kapital  MitarbeiterInnen zu investieren. Das ist die einzige Möglichkeit, selbst großen Nutzen zu erhalten und das Engagement 1000-fach zurück zu bekommen. Die Formel für ein erfolgreiches und zufriedenes Praxis-Team lautet: fordern, motivieren, fördern!

Was erwarten die MitarbeiterInnen von heute? Die Antworten sind bekannt, aber selten formuliert und umgesetzt:

Erfüllende Tätigkeiten, Gestaltungsmöglichkeiten, gutes Betriebsklima, Entwicklungsperspektiven, lernende Organisation, Sicherheit, Bedürfnisse nach Lebensphasen, Flexibilität, alternative und individuelle Lösungen…

Nur durch Kommunikation und Reflexion, wie z.B. das „Austritts-Interview“, wenn eine Mitarbeiterin das Team verlässt, kann der/die PraxisInhaberInnen lernen, auf die Anforderungen der zukünftigen Mitarbeiterführung erfolgreich zu reagieren. Herr Werthmanns Devise ist angesagt: „Taten statt Warten.“

 

 

Martin Simmel: Patientenführung – Charisma in der Patientenführung: Wissenschaft und Kunst im Umgang mit Patienten

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Spannung pur: Alle wieder hellwach! Der Umschwung war sofort zu spüren. Erfrischend, jeden ansprechend und in den Bann ziehend, lebendig und authentisch, aus der Praxis für die Praxis: Diplom-Psychologe Martin Simmel wusste wovon er sprach, wen er vor sich sitzen hatte. Er lebte die Inhalte seines Vortrages und schaffte es auf geniale Art und Weise, die TeilnehmerInnen zu faszinieren, für seine Themen zu begeistern.

„Was müssen wir tun, damit beim Frisör erzählt wird: Die san gut.

Ich bin ein bekennender Egoist.

Sie arbeiten näher an der Psyche des Patienten als der Psychologe.

Noten sind nur Eintrittskarten: wichtiger ist die emotionale Kompetenz.

Wenn ich das mache, was ich kann, bin ich in der richtigen Spur.

Wozu bist du da? Worauf legst du Wert?“

Der Spannungsbogen wuchs an. Wie verbindet Martin Simmel tägliche Herausforderungen mit seinem Fach-Input?

Es wurde still. Sehr still, als Herr Simmel ein YouTube-Video von Herrn Nick Vujicic laufen ließ: Finde den Sinn des Lebens.

www.youtube.com/watch?v=XzvUDOpc6xI

Dieser Inhalt, diese Bilder gingen jedem unter die Haut. (Bitte nehmen Sie sich die Zeit, dieses 9-minütige Video anzuschauen!)

Dann Herr Simmels Aussage in die sprachlose Stille:

„Ich habe noch nie eine dankbare Person gesehen, die verbittert war.“

Martin Simmel zog den Bogen zu seinem Vortragstitel: Charisma. Was ist das? „Es ist die Fähigkeit, sich in verschiedenen Interaktionskontexten auf unterschiedliche Gesprächspartner einzustellen und diese Kommunikations-situationen ergebnisorientiert zu gestalten.“

Der Reihe nach: Die Interaktionskontexte in der Zahnarzt-Praxis sind das Praxis-Team und seine Patienten.

Das Rollenselbstverständnis des „Chefs“ umfasst viele Facetten: Arzt, Experte, Führungskraft, Unternehmer, Partner …

Jeder weiß, dass Arbeits-Motivation über Werte, Wertschöpfung, eine angeborene Werte-Hierarchie gehalten wird: Sinnstreben, soziale Geltung und Bildung, Sexualität, Bequemlichkeit und Sicherheit.

Und die Herausforderung im Alltag ist, die Werte bzw. die Werte-Hierarchie nicht zu verletzen. Auf Verletzung folgte die Depression oder Aggression.

Auch der Körper reagiert somatisch (Muskelverspannung, Kopfschmerzen), emotional (Frustration, Nervosität), sozial (Nörgelei, Intoleranz) und mental (Konzentrations- und Entscheidungsschwäche, reduzierte Kreativität).

Die Konsequenzen im Praxisalltag: Minderung der Loyalität, innere Kündigung, Resignation, Dienst nach Vorschrift, Energie wird in Privates gesteckt…

Was können wir tun? Die Antwort ist eindeutig:

Der Aufbau tragfähiger und erfolgreicher Beziehungen mit dem Team lässt eine win-win-Situation entstehen. Das funktioniert mit Vorbereitung und Arbeit.

Ein Beispiel von Herrn Simmel:

Zwei Menschen begegnen sich – Zahnarzt und Patient.

Die Frage: Wozu? Was soll sich entwickeln?

PATIENTEN-SICHT

Was ist ihm wichtig, Sinn, Fragen, Ziel?

ZAHNARZT-SICHT

Was ist ihm wichtig, Sinn, Fragen, Ziel?

Gleiche Fragen, aber die unterschiedliche Antworten und Positionen können Sie spüren.

Parallel dazu läuft unterbewusst „einiges“ ab. Diese inneren Fragen werden non-verbal mitgeteilt. Was für eine Person, beziehungs- oder sachorientiert, sitzt vor mir? Wie gehe ich damit um, damit Aussage und Wahrnehmung deckungsgleich ablaufen.

Hier nutzt Herr Simmel die Metapher von „Hund und Katze“.

Der Hund (dog) entspricht dem Beziehungs-Mensch, der abhängig vom Tun und Agieren des anderen ist. Er reagiert, z.B. mit Dankbarkeit. Die Katze (cat) ist dagegen sachorientiert.  Sie registriert, scannt die Lage und bewerte sie nach Ihrem Empfinden. Sie agiert, fordert und erwartet z.B. Leistung.

Wie können wir schnell und sicher erkennen sitzt ein „dog“ oder eine „cat“ auf unserem Behandlungsstuhl?

Martin Simmel hat ein Patentrezept parat.

Der Beziehungsmensch fragt sich: Finde ich ihn sympathisch, fühle ich mich dort wohl, wird er mich unterstützen? Er reagiert positiv auf empathisches Verhalten, respektvolle Nähe und motivierende, verständnisvolle Worte.

Die Fragen eines Sachmenschen entwickeln sich anders: Ist er kompetent? Weiß er eine akzeptable Lösung? Was ist mein Part – welcher seiner? Er erwartet fachliche Kompetenz, Distanz, präzise und eindeutige Informationen. Er agiert und akzeptiert nur den, der es schafft auf „Augenhöhe“ (mit Blickkontakt)  mit ihm zu kommunizieren. Sie bekommen diese „Katze“ nicht nett, wenn diese in ihrer Rolle ist!

Die Kunst unsere Patienten charismatisch zu führen, ihnen zu helfen muss erlernt werden und wenn Herr Simmel uns diesbezüglich coached, das wär´s!

Doch, schade, das Feuerwerk endete hier. Wir sagen „bitte mehr“! Immer wieder!

 

 

Prof. Dr. Jürgen Manhart: Zahnschönheit auf höchstem Niveau

Samstagmorgen – die Reihen waren besetzt. Die TeilnehmerInnen streckten sich noch, als sich alle von Vorher-Nacher-Bildern und Sätzen wie „Wann ist etwas kosten-ökonomisch?“ visuell wieder im zahnärztlichen Alltag befanden.

Prof. Manhart zügelte seine Worte nicht: „Wann bekomme ich ein legeres, entspanntes Patienten-Portrait-Foto?“

Ja, klar, nur bei „absoluter Zufriedenheit“, dem Gefühl von Bio-Kompatibilität und gelungener Ästhetik aus Patientensicht. Dabei lenkte Herr Manhart den Blick auf „Rot“: „Die rote Ästhetik ist der Rahmen für Weiß, die biologische Schienung!“

Wann haben wir dieses so treffend gehört?

An erster Stelle steht die Funktion, an zweiter die Ästhetik! Die anschließenden Fragen sind wichtig:

Wie gestalten wir die Kommunikation rund um die Beratung, dass sie rechtssicher ist?

Welche Möglichkeiten der Visualisierung des Endergebnisses – die einzig überzeugende Entscheidungshilfe – gibt es für die unterschiedlichen Patienten?

Viele Patienten googeln Behandlungsabläufe. Sie haben Halbwissen und wollen diskutieren. Nur … wer ist der Fachmann? Wer hat die Fäden in der Hand?

Deshalb ist in der Praxis auf vier Punkte zu achten:

  1. Wie erkläre ich die Ästhetik?
  2. Wie funktionell und biologisch ist die Planung?
  3. Wie ist die Prognose?
  4. Welche Alternativen gibt es?

 

Und: ohne gute Zusammenarbeit mit kompetenten Zahntechnikern geht überhaupt nichts, betonte Prof. Manhart, der damit seinem Zahntechnikermeister Hubert Schenk deutlichen Respekt zollte.

 

 


Horst Dieterich – Das perfekte Provisorium

Eine neue Herausforderung hielt das Plenum wach: Horst Dietrich, Zahnarzt und Zahntechniker, provozierte: „Patienten lassen sich einen Dreck andrehen, wenn es nett verpackt ist.“

Was ist das Ziel aus Zahntechniker-Sicht? Wenn das Provisorium wirklich so perfekt ist wie auf den ersten Blick die Abschlussarbeit, fehlt der Benefit für eine solche.

Das Provisorium – egal ob Kurz- oder Langzeitersatz – muss phonetisch und funktionell ohne Einschränkung für den Patienten sein. So erfüllt es ggf. erweiterte diagnostische und therapeutische Anforderungen und nur so hat der Patient weiter seinen geregelten Tagesablauf.

Welchen Vorteil hat die Praxis von einem perfekten Provisorium? Der Patient, der sich in der „Provisorien-Phase“ befindet, muss sich nicht versteckt, kann weiter lachen und die positive Mund-zu-Mund-Propaganda beginnnt, auch visuell.

 


Prof. Dr. Christof Dörfer – Zahnmedizin und Allgemeinmedizin: Was wissen wir wirklich?

Nach der Kaffeepause ging es wieder zur Sache. Professor Dörfer räumte auf mit alten Märchen: Rund um das Zusammenspiel zwischen oraler und systemischer Gesundheit ist es still geworden. Aufgrund der großen Datenbasis haben sich vermeintlich kausale Zusammenhänge zwischen einer Vielzahl von Volkskrankheiten und den chronische orale Entzündungen relativiert.

Seine Aussagen waren glasklar:

Wenig Evidenz basiert ist die kritische Betrachtung des Zusammenhangs von Parodontitis und Allgemeingesundheit. Für Fehlgeburten – ein Klassiker – liegen hierfür keine Beweise vor! Daher kann das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen nicht durch Parodontitis-Therapie und/oder –Prophylaxe reduziert werden.

Prof. Dörfer vermittelte eindrucksvoll, dass trotz statistisch signifikanter Ergebnisse immer auch an die „Ausreißer“ zu denken ist, die andere Ergebnisse als die Masse aufzeigen, Am Beispiel des HbA1c-Wertes als Erfolgskontrolle einer optimalen diabetischen Therapie, zeigte er auf, dass es trotz der sinnvollen und erfolgreichen wichtigen Parodontitis-Therapie und –Prophylaxe einzelne Patienten gibt, die nicht davon profitieren. Teilweise  müssen diese sogar mit einer Verschlechterung der Werte rechnen. Die praktische Konsequenz: Parallel zur Parodontitis-Therapie sind regelmäßige intensive Kontrollen beim Hausarzt Pflicht.

Die Notwendigkeit einer Endokarditis-Prophylaxe wird seit Jahren diskutiert: Hier ist der Standpunkt ebenfalls eindeutig. Sie ist nur bei Höchst-Risiko-Patienten indiziert. Viel bedeutender als die Antibiotika-Prophylaxe ist die Reduktion des Bakteriämie-Risikos durch Reduktion des Entzündungs-grades der Mundschleimhäute, insbesondere der Gingiva.

Jede mechanische Belastung (Kauen, Mundhygiene, Prophylaxe, oral-chirurgische Eingriffe, Wurzelkanalaufbereitung) kann eine Bakteriämie auslösen. Die Evidenz wächst, dass spontane Bakteriämien eine Endokarditis ebenso auslösen können wie zahnmedizinische Eingriffe.

Prof. Dörfer fasste zusammen:

  1. Arzt sein heißt den Spagat zwischen (Mittelwert-betriebener) Evidenz-basierter und  der individuellen Therapie zu schaffen.
  2. Keine Erfolgssicherheit erwarten – bei handwerklichen Arbeitsanteilen ist bei guter Qualität nahezu immer mit Erfolg zu rechnen. In komplexen biologischen Systemen kann auch eine perfekte Arbeit in Misserfolg münden.
  3. Primum non nocere – keinen Schaden anrichten: Aufklärungspflicht und Angstbeseitigung.
  4. Grenzen der eigenen Kompetenz erkennen – mit anderen Ärzten kommunizieren und als Team Entscheidungen treffen.
  5. Eigene Vorbehalte überwinden.

 

Prof. Dr. Giovanni Maio – Helfen als Geschäftsmodell? Zum Unterschied zwischen Arzt und Geschäftsmann

Frei sprechend, sympathisch, ein Feuerwerk für die ärztliche Integrität! So endete die diesjährige Sommerakademie mit dem letzten Referenten: Prof. Maio, Arzt und Philosoph. Die TeilnehmerInnen saßen gebannt auf ihren Stühlen. Die Botschaft: Medizin ist ein Kunstwerk. Die Sorgfalt ist das Entscheidende. Die individuelle Behandlung jedes Patienten aufs Neue ist das Kreative des Berufes.

Die Medizin verlangt täglich zwischen dem  Allgemeinen und dem singulären Fall zu differenzieren. Und jede Situation, jeder Patient ist einzig! Die Erfolgsgarantie gibt es nicht. Aber sie ist wichtig für die Ethik. Die ärztliche Arbeit ist ein Produktionsprozess, obwohl der Arzt kein Produkt bietet.

Der Arzt ist ein Mensch, der den Patienten versteht und Entscheidungen (sie sind kognitiv) in dessen Sinn trifft. Entscheidungen sind NEU-Schöpfungen. Und diese können nicht durch Kassen- und Versicherungssysteme geregelt werden.

Die Herausforderung in der Zahnmedizin liegt darin, sich von den, in den letzten Jahren einschleichenden marktwirtschaftlichen Aspekten und Strategien wieder zu entfernen. Wir wissen alle, dass das Marketing von Autos nicht auf die Zahnmedizin zu übertragen ist. Wenn das so wäre, würde eine falsche Erwartungshaltung in den Patienten geweckt.

Der Zahnarzt hat ein Versprechen zu geben. Das Versprechen, dass er ausschließlich das macht, was er kann. Dieses schuldet er als Person, als Zahn-ARZT zu 100 Prozent dem Patienten gegenüber. ABER … er kann nicht im Voraus versprechen, dass alles klappt.

Das Kapital ist das Vertrauensverhältnis zum Patienten! Bei der Therapie-Entscheidung geht es nicht um das eigene Geld, sonst verliert jeder seine Integrität und das Vertrauen. Vom Zahnarzt erwartet der Patient, dass er sich persönlich engagiert, sich Gedanken macht, die nicht einzuklagen sind. Der Zahnarzt ist also mehr als ein Anbieter, seine Leistung aber keine Ware.

Dem Patientenwunsch, ernst genommen zu werden, ist immer zu entsprechen. Es ist dessen Leben. Deshalb sind wir verpflichtet, alles zu sagen, ihn nicht zu schonen, zu entmündigen. Dabei ist entscheidend, wie ich das, was ich ihm sagen muss, sage, um nicht den Nocebo-Effekt, das negative Beeinflussen, zu provozieren.

Was nehmen Sie mit?

Lassen Sie Patientenbeziehungen entstehen.

Investieren Sie in die Vertrauensbeziehung: Der Patient will sich als Mensch verstanden fühlen.

Schaffen Sie eine Atmosphäre, dass die Patienten Mut und Interesse entwickeln nachzufragen.

Bieten Sie Wissen, um Ihre Patienten Entscheidungs-fit zu machen.

Lassen Sie nicht zu, dass das Kassen- und Gesellschafts-System das Denken verändert.

Jaaa – jetzt werden wir aktiv, wenn’s drauf ankommt … DANKE.

 

 

 

 

Kontakt
Annette Schmidt (annette@schmidtMUC.de)

Dr. Catherine Kempf (dr.c.kempf@t-online.de)

Dipl.Psych. Martin Simmel (msimmel@gms-institut.de, 0941-280 943 40)

31. Juli 2013